Schlacht um Löwenstein

Die Verdrehte Marionette
Ich erhielt eine dringliche Nachricht von Logan Thackeray über eine sich entwickelnde bedrohliche Lage in Lornars Pass. Scarlets neuestes Machtwek, eine massive mechanische, an eine Art schwebende Festung gekettete Wachtritter-Puppe, richtete als Teil eines tödlichen Waffentests Verheerungen an. Ich begegnete dort einigen alten Bekannten: Braham, Rox, Marjory und Kasmeer kämpften gegen dieses Ungetüm, als eine unbeaufsichtigte, beherzte Nachwuchs-Asura namens Taimi sich in die Schlacht stürzte, bevor ich sie aufhalten konnte. Also folgte ich ihr. Unsere Gruppe teilte sich auf und teleportierte zu den verschiedenen Plattformen, um dort jeweils den Energieregulator auszuschalten. Dabei wehrten wir die ganze Zeit Uhrwerkmonster ab und wichen den Angriffen der riesigen Marionette aus. Zu meiner Überraschung erwiesen sich Taimi und ihr Golem als Fähiges Team. Schließlich konnten wir Scarlet zwingen, ihr kaputtes Spielzeug zur Reparatur abzuziehen.
Hinterher erwähnte Taimi, dass Scarlet eine Reihe von Geräten benutzte, um Tyria zu sondieren, aber wir konnten uns nicht denken, welchen Zweck das wohl diente. Die anderen zogen sich nach Löwenstein zurück, um sich auf die unvermeidliche Rückkehr der Marionette vorzubereiten. Dort wartete schon Hauptmann Thackeray, der uns den Nachwuchs abnehmen wollte. Taimi hatte wahren Mut gezeigt, aber ihre Besessenheit mit Scarlet war Durchaus beunruhigend.
Die Teile verbinden
Wenig später erhielt ich ein Schreiben von Verwalter Gixx von der Abtei Durmand. Er verriet mir den Standort eines kürzlich entdeckten Verstecks in den Höhlen direkt unter der Abtei. Wie unschwer zu erraten, gehört es einer gewissen Scarlet Dornstrauch. Ich habe Glück, denn Gixx hat mir erlaubt, als Erster diesen Ort zu untersuchen.
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Auf den ersten Blick sah Scarlets Versteck nur aus wie ein von Kerzen erleuchteter Unterschlupf mit einfachen Möbeln und überall herumliegenden Papieren. Ich stöberte ein wenig in ihren Notizen und entdeckte schließlich den Zugangscode für die Magitech-Konsole in der Ecke. Nachdem ich die Konsole in Gang gesetzt hatte, projizierte sie allerlei sich bewegende Bilder und Karten, die uns vermutlich helfen konnten, Scarlets nächsten großen Coup aufzudecken. Bei der Betrachtung der Bilder wanderten meine Augen zu der groben, verstörenden Darstellung eines großen Untiers an der Decke. War diese Kreatur wohl ihre neueste fixe Idee? Ein Albtraum?
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Als ich in Löwenstein wieder auf meine Freunde traf, hatten sie Scarlets Marionette bereits restlos erledigt und gingen jetzt ihren persönlichen Angelegenheiten nach. Rytlock Brimstone hatte Rox aufgespürt; nachdem sie den Drachenleutnant Tequatl besiegt und einen verwesenden Schwanz als Trophäe mitgebracht hatte, stellte er sie vor eine neue Aufgabe. Sie erhielt den Befehl, Scarlet Dornstrauch zu töten; das sollte ihre letzte Probe sein, bevor sie Rytlocks Stone-Trupp beitreten durfte. Die Nachricht schien Braham nicht zu gefallen; ich glaube, er hat Angst, seine neue Freundin zu verlieren.
Logan Thackeray war auch da und hatte immer noch Taimi und ihren Golem dabei. Der Nachwuchs unternahm einen optimistischen Versuch, sich spielerisch unter Brahams Fittiche zu begeben, was auch funktionierte. Taimi erwähnte wieder die Sondierungsapparate; sie hatte den Verdacht, dass Scarlets Pläne irgendwie mit den Alt-Drachen zusammenhingen. Ich dachte wieder an das Gemälde in Scarlets Versteck. Könnte der Nachwuchs wohl recht haben? Hinterher hörte ich zufällig, wie Kasmeer mit Marjory über Probleme in ihrer Familie sprach. Heute jährte sich der Todestag ihres Vaters. Kasmeers Bruder hatte mehr verspielt, als er bezahlen konnte, was zur Gefangennahme und zum Tod des Vaters führte, Ihre Familie hatte alles verloren: Titel, Wohnsitz, sämtliche Besitztümer. Sie wirkte ziemlich verstört, aber Marjory bot ihr an, bei ihr unterzukommen.
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Weitere schlechte Nachrichten ließen nicht lange auf sich warten. Ich erhielt eine Nachricht von Kapitän Ellen Kiel und eilte zum Fort Marriner. In einer akkurat ausgeführten Blitzaktion hatten die Ätherklingen das Fort angegriffen und Kapitän Mai Trin aus dem Militärgefängnis befreit. Nachdem wir die letzten Piraten beseitigt hatten, sprachen Kapitän Kiel und ich mit dem Konstabler. Es schien so, als wären Braham und Taimi in die Sache verwickelt worden und den Ätherklingen hinterhergejagt, als diese durch ein Portal in die Nebel flohen.
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Ich holte Braham und Taimi am Rand der Nebel ein, einer Reihe von schwebenden Inseln, die sich zwischen Tyria und dem befinden, was dahinter liegt. Mai Trin und ihre Ätherklingen waren schon lange fort. Schraddel, Taimis Golem, war bei der Untersuchung eines von Scarlets Sondierungsgeräten beschädigt worden und musste erst repariert werden, sodass sie vorerst dort festsaß. Braham wachte über den Nachwuchs; die beiden scherzten und erzählten sich Geschichten. Ich hatte also Zeit totzuschlagen und bemühte mich, das "Nachwuchs-Wunderkind" und ihre Meinung zu Scarlet ein wenig besser kennenzulernen. Sie hat den Verdacht, dass Scarlets Sonden dazu dienen, Tyrias Ley Linien aufzuspüren, eine Art Netzwerk magischer Strömungen, welches die ganze Welt umspannt.
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Nach der Rückkehr aus den Nebeln bestellte mich Marjory in die Sackgassen-Bar, um mit mir zusammen herauszufinden, welches Endziel Scarlet verfolgte. Mit Unterstützung vom Gesandten Vorpp brüteten wir über den Beweisen.
Scarlet - damals noch Ceara - hatte in allen drei Asura-Kollegs studiert und die Aufmerksamkeit von Omadd auf sich gezogen, der die grundlegende Natur der Ewigen Alchemie zu verstehen suchte. Omadd stellte Ceara als Assistentin ein und führte schließlich mittels einer besonderen Maschine, die den Geist isoliert, Experimente mit ihr durch. Als ihr Geist Tyrias magischem Netzwerk ausgesetzt war, begegnete ihr etwas, das sie in den Wahnsinn trieb. Unter einem neuen Namen, Scarlet, suchte sie sich Freunde und Verbündete unter den verschiedenen Gruppen von Geächteten in Tyria und brachte die Fraktionen jeweils paarweise zusammen, was ihnen wie auch ihr von Nutzen war. Diese Banden fingen an, das Land von Ascalon bis Kryta zu terrorisieren, während sie indessen praktisch unbemerkt ihre Sonden in Stellung brachte. Die Informationen zu Ley-Linien, die sie im Lauf ihrer Studien in Rata Sum und während ihrer Zeit in der Inquestur gesammelt hatte, halfen ihr, die Liste ihrer Ziele einzugrenzen.
Die Bastelei an den Wachtrittern gab ihr die Chance, ihre Reihen zu verstärken und zukünftige Versionen zu analysieren und modifizieren. Schließlich sorgte Scarlet dafür, dass Kapitän Mai Trin einen Sitz im Kapitänsrat von Löwenstein erhielt, um auf diese Weise die Verteidigung und Führungsstärke der Stadt zu schwächen. Mai Trin scheiterte letztendlich, aber als wir alle Fakten in Betracht zogen - Scarlet sammelt Armeen, Luftschiffe und Ausrüstung um sich, sucht mit Sonden nach Ley-Linien und ordnet gezielte Tötungen an - kamen wir zu einem beunruhigenden Ergebnis: Ihr nächstes Ziel war Löwenstein.
Flucht aus Löwenstein
Unsere Ängste bewahrheiteten sich: Löwenstein wurde belagert. Luftschiffe der Ätherklingen kamen herangefegt und eröffneten ohne Vorwarnung das Feuer. Das Chaos bildete eine perfekte Deckung für Scarlets Truppen, die vordrangen, um zu morden. Wir rannten in die Stadt, um zu helfen, so gut wir konnten, aber der Feind hatte die Löwengarde überwältigt und mit einer wachsenden Giftgaswolke in die Flucht geschlagen. Wir taten unser Bestes, um die Angreifer zurückzudrängen und die Bürger zu evakuieren, aber es gab viele Todesopfer. Eine solche Verwüstung habe ich in Löwenstein noch nie erlebt; jedenfalls nicht seit Zhaitans Überfall auf die Klaueninsel. Beim Begleiten verschiedener Gruppen blickte ich zwischendurch auch auf den Hafen hinaus, wo ein massiver Bohrer aus Scarlets fliegender Festung abgesenkt wurde und sich tief in den Felsen darunter fraß.
Die Schlacht um Löwenstein
Die Orden von Tyria richteten in Lornars Pass, an der Blutstrom-Küste und in den Gendarran-Feldern Auffanglager für die Flüchtlinge ein, die aus der Stadt strömten. Ich machte die Runden im Lager an der Feste der Wachsamen. Taimi war auch da uind befragte die Flüchtlinge. Ich hatte sie noch nie so ernüchtert erlebt. Ihre Meinung von Scarlet hatte sich sehr geändert, nachdem sie sehen konnte, wozu diese "brillante" Ingenieurin fähig und willens war. Dennoch zeigte der Nachwuchs jetzt frische Entschlossenheit und einen neuen Fokus. Die Flüchtlinge wirkten zwar demoralisiert, aber die Löwengarde und die Orden von Tyria hatten sich schon formiert und auf einen Gegenangriff vorbereitet. Wir würden uns Löwenstein zurückholen.
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Die kombinierten Streitkräfte der Löwengarde und des Pakts stürzten sich mit Eifer und Nachdruck auf die Ruinen von Löwenstein. Nach und nach drangen wir vor, Pflügten durch Scarlets Truppen hindurch und eroberten strategisch wichtige Punkte überall in der Stadt. Nach einem erbitterten Kampf gegen drei von Scarlets aufgerüsteten wachrittern sicherten wir die Teleporter, die uns gestatten würden, die Bruchbringer-Festung oben zu infiltrieren.
Kampf auf der Bruchbringer
An Bord der schwebenden Kommandozentrale wurden Rox, Braham, Marjory, Kasmeer und ich auf der Stelle von Scarlet Dornstrauch und ihren neuesten Spielsachen in Empfang genommen. Sie beschwor riesige Hartlicht-Hologramme ihrer selbst, die sich teilten und neu zusammensetzten, wodurch sie schwierig zu fassen waren. Nach hartem Kampf gelang es mir schließlich, der durchgedrehten Ingenieurin einen Hieb zu versetzen, der sie verwundete. Scarlet zog sich weiter ins Innere ihrer Festung zurück, und alle folgten ihr auf dem Fuße.
Scarlets Ende
Das war es nun- der letzte Vorstoß. Braham würde Ruhm für seine Legende erwerben, Rox würde sich ihren Platz im Stone-Trupp verdienen, und Marjory und Kasmeer würden für ganz Kryta Gerechtigkeit walten lassen. Wir fanden Scarlet verletzt vor einer zentralen Steuerkonsole für ihre gesamte Operation. Sie tabte und fluchte, verspottete unser Heldentum und tat sich groß mit dem, was kommen würde: dass Tyria einer neuen Herrin dienen müsse. Marjory und Braham marschierten hinein, um sie zu ergreifen, aber die verschlagene Ingenieurin hatte noch einen letzten Trumpf im Ärmel.
Marjory und Braham erwischte die Wirkung von Scarlets Falle am schlimmsten; sie wurden von einer starken Erschütterung, die mit Blitzen einherging, zurückgeschleudert. Rox wies Braham an, stillzuhalten, während sie sein gebrochenes Bein behandelte; sie weigerte sich, ihm von der Seite zu weichen. Marjory schien es wesentlich schlechter zu gehen. Sie lag auf dem Boden - bewegungslos und übersät mit Prellungen und Brandwunden. Kasmeer versuchte, sie ins Bewusstsein zurückzuholen, aber sie reagierte auf nichts. Der Gesichtsausdruck der Mesmerin verfinsterte sich, als sie sich erhob. Der Stab zitterte in ihrer Hand; mit einem Wutschrei stürzte sie sich erneut in den Kampf.
Scarlet erwartete uns mit einem Vorrat Granaten, aber damit konnte sie uns beide nicht lange abwehren. Kasmeers Illusion lenkten sie für einen Augenblick ab. Ich nutzte diese Gelegenheit, um ihr einen tödlichen Hieb zu versetzen. Mit ihrem letzten Atemzug ließ Scarlet uns wissen, dass ihr Tod uns nicht retten würde. Ich blickte auf den Hauptbildschirm der Konsole hinter ihr. Wir waren zu spät gekommen; der Bohrer stand unmittelbar davor, in sein angestrebtes Ziel einzudringen: den Ley-Linien-Knoten unterhalb von Löwenstein. Kasmeer war zu Marjory zurückgekehrt, die trotz Rox' Bemühungen immer noch bewusstlos war. In Kasmeers Armen erwachte die Detektivin schließlich langsam. Die beiden hielten sich ganz fest; es war ein berührender Moment. Sekunden später erbebte die Bruchbringer, während eine gleißende Lichtsäule mitten in der Festung emporschoss. Das Beben wurde immer stärker; so schnell es ging brachten wir unsere verwundeten Freunde zurück durch das Portal und hinunter in die Stadt. Kurz danach fiel die Bruchbringer in sich zusammen; die Trümmer regneten hinab auf die Stadt, bis sie ganz Löwenstein bedeckten.
Nach dem Kampf
Seit Scarlets Ableben waren ein paar Tage vergangen, und wir hatten zwar die Schlacht gewonnen, aber wir alle hörten das widerhallende Dröhnen, das die Grundfesten von Tyria erschütterte. Ungeachtet der ominösen Vorzeichen lud mich Kasmeer zu einer kleinen Zusammenkunft in der Sackgassen-Bar ein. Alle waren gekommen, sogar Taimi. Sie regte sich ordentlich auf über Scarlet, den Bohrer, die Ley-Linien und alles andere. Als ich schließlich dazu kam, mit Kasmeer zu reden, sprach sie das Thema an, das uns alle bewegte: Wir hatten es mit einem neuen Alt-Drachen zu tun. Dieser ernüchternde Moment wurde durch die Ankunft einer Seraphen-Soldatin unterbrochen: Belinda Delaqua, Marjorys Schwester. Nach der allgemeinen Begrüßung unterhielten sich die beiden ein Weilchen, aber Belinda konnte nicht lange bleiben; sie war unterwegs nach Westen zu einem neuen Einsatz unweit der Maguuma-Einöde.
Morgengrauen der nächsten Reise
Ich habe einen Brief von Kapitän Kiel erhalten. Der Wiederaufbau von Löwenstein hatte schon begonnen, dank der Unterstützung von Königin Jennah und der Wohltätigkeit der Zephyriten. Der Kapitän hoffte, dass unsere kleine Gruppe von Helden zur Verfügung stehen würde, um den Leiter dieser nomadischen Gruppe zu empfangen, den Meister des Friedens. Nach einigen Formalitäten wurden wir ihm endlich vorgestellt und erhielten Komplimente vom Kapitän wie auch vom Zephyritenmeister. Sie schlugen vor, wir sollten uns bei den verschiedenen Veranstaltungen blicken lassen, die zugunsten der Hilfsaktion für Löwenstein stattfinden - und wenn es nur ist, um Spenden zu sammeln. Braham und Rox brachen gleich zum Kronpavillon auf, während Taimi bei Marjory und Kasmeer blieb, mit denen sie die Labyrinthklippen und die dortigen Festlichkeiten besuchen wollte. Als meine neuen Kameraden ihre getrennten Wege einschlugen, fühlte ich, dass wir nun endlich ein neues Kapitel aufgeschlagen hatten.